Ali Alis Geschichte gleicht der von Millionen Geflüchteten. Als 19-Jähriger entschied sich der Student der Wirtschaftswissenschaften zusammen mit seiner Freundin, seine Familie und sein Heimatland zu verlassen. Vor allem für junge Männer wie Ali war das Leben in Syrien zu gefährlich geworden. Der Weg führte ihn und seine Freundin zunächst in die Türkei, von wo es mit einem völlig überfüllten Boot über das Mittelmeer nach Griechenland ging. Über Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich kam das junge Paar aus Aleppo nach Deutschland. Als sie in Deutschland ankamen, hatten sie eine monatelange Odyssey hinter sich. Meist zu Fuß und meist illegal – und entsprechend gefährlich.
Ali nahm sein Glück in die eigenen Hände
In Deutschland angekommen, durfte Ali bis zu seiner Anerkennung als „Asylbewerber“ zunächst nicht arbeiten und auch keine Sprachkurse besuchen. Also nahm er das Heft des Handelns in die eigenen Hände. „Ich habe entschieden, selbst Deutsch zu lernen. Zusammen mit meiner Freundin haben wir uns Bücher besorgt und angefangen, Deutsch zu lernen“, berichtet Ali. „Ich hatte es zunächst mit Englisch versucht, aber die Verständigung hat nicht so gut geklappt. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass mein Englisch zu schlecht war“, lächelt Ali. Mit der deutschen Sprache lief es besser. So gut sogar, dass er beim späteren Spracheinstufungstest der Sprachkurse so gut abschnitt, dass er ein ganzes Jahr überspringen konnte. „Meine guten Sprachkenntnisse haben mir auf jeden Fall enorm dabei geholfen, mich in der Gesellschaft zu integrieren“, freut sich Ali, der heute exzellent Deutsch spricht.
„Mein Vater hat immer gesagt: ‚Wenn du einmal ins Ausland gehst, gibt es zwei Schlüssel: Bildung und Sprache.‘ Wenn man jung ist, glaubt man seinen Eltern nicht“, lacht Ali. „Ich habe aber erfahren, dass es stimmt“.
Praktikum bei thyssenkrupp Infrastructure
Noch während seines ersten Sprachkurses bewarb sich Ali für ein Praktikum bei thyssenkrupp in Essen. Und wurde auf Anhieb genommen: Am 1. Februar 2017 begann Ali bei thyssenkrupp Infrastructure in der Exportabteilung. Ein weiterer Wendepunkt im Leben des jungen Syrers. „Ich hatte damals als Praktikant im ersten Job in Deutschland das Gefühl, nicht viel zu können“, erinnert sich Ali, der sich immer besser zurechtfand. „Ich habe von thyssenkrupp und allen Kolleginnen und Kollegen immer Hilfe bekommen. Man hat sich wirklich um mich gekümmert“ erzählt Ali.
Ausbildung bei thyssenkrupp Materials Services
Auf tatkräftige Unterstützung konnte Ali auch im weiteren Verlauf seiner Karriere in Deutschland zählen. Noch während seines Praktikums erkundigte sich Ali bei der HR-Abteilung, ob die Möglichkeit besteht, bei thyssenkrupp eine Ausbildung zu machen. Einen Monat später erhielt er die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch – und ergatterte tatsächlich einen Ausbildungsplatz. Bei thyssenkrupp Materials Services wurde Ali Ali fortan zum Groß- und Außenhandelskaufmann ausgebildet.
„Der Ausbildungsbeginn war hart. Wieder in die Schule zu gehen, die ganzen BWL-Begriffe zu lernen, das war nicht einfach“, gibt Ali im Nachhinein zu. Doch Ali hatte schließlich schon ganz andere Strapazen überstanden. Und so biss sich der Azubi durch. Die Erfolge ließen nicht lange warten und stellten sich schnell regelmäßig ein. „Als Azubi durchläuft man alle drei Monate eine neue Abteilung. Anschließend folgt immer ein Beurteilungsgespräch. Fast alle Bewertungsbögen waren super.“
Vor allem der Support der HR-Abteilung ist Ali in bester Erinnerung geblieben: „Die Unterstützung, die ich dort erfahren habe, hat mich immer stark gemacht“, ist Ali überzeugt.
Geflüchteter, Azubi, Bayern-Fan!
Seine Herkunft war bei thyssenkrupp nie ein Problem. Schon eher ein „Problem“ war im Ruhrpott der Herzensverein des jungen Fußball-Fans: „Wir haben eine kleine Gruppe, die sich nach Feierabend zum Fußballspielen trifft. Ich bin schon seit meiner Zeit in Syrien Bayern-Fan. Da musste ich mir schon ein paar Sprüche anhören, als ich mein Bayern-Trikot anzog“, schmunzelt Ali. „Aber Spaß beiseite: thyssenkrupp ist ein so weltoffenes Unternehmen, das viel für mich getan hat und dem ich viel schulde. thyssenkrupp hat mir und vielen anderen Geflüchteten die Chance gegeben, zu zeigen, dass wir was draufhaben. Dafür bin ich sehr dankbar“.
Nach erfolgreichen Abschluss seiner Ausbildung führte Alis Weg ihn im September 2020 in die IT-Abteilung von thyssenkrupp Materials Services. Ein weiterer neuer Bereich, eine weitere Herausforderung. Doch Ali ist zuversichtlich, auch diese Herausforderung zu meistern. Mit Herausforderungen kennt er sich eben aus.