Mit Ideen ‘Out-of-the-box’ zu neuen digitalen Lösungen
Lukas Göbel – Innovation Product Manager im Customer Innovation Tribe (TCI) – über die erfolgreiche Einbindung von Studierenden in den Innovationsprozess.
Studierende, die frische, externe Impulse liefern, treffen auf Inhouse-Expert:innen und entwickeln gemeinsam erfolgreich outcome-getriebene Geschäftsmodelle – das ist der Student Ideation Booster (SIB). Lukas Göbel, Innovation Product Manager bei thyssenkrupp Materials Services, hat den ersten Durchgang begleitet und verrät, was den Ansatz so vielversprechend macht.
1. Unser Innovationsprozess profitiert von Ideen außerhalb unserer Bubble.
Um unser Business zu transformieren, entwickeln wir neue Geschäftsmodelle entlang der Digital Supply Chain. Um solche Innovationen und neuen Formen der Wertschöpfung zu identifizieren und zur Marktreife zu bringen, haben wir einen strukturierten Prozess implementiert. Sherlock – ein Bottom Up Innovation Prozess – hilft uns, neue Ideen zu identifizieren, zu bewerten und bis zum tragfähigen Geschäftsmodell weiterzuentwickeln. Doch wo kommen die Ideen am Anfang dieses Prozesses her? Oftmals aus den Operating Units der thyssenkrupp Materials Services oder direkt aus dem Tribe für Customer Innovation. Mit dem Student Ideation Booster bekommen wir zusätzlich Ideen von außen. Die Studierenden sind gänzlich unvoreingenommen und eröffnen einen neuen Blick auf den Markt und mögliche Lösungsansätze.
2. Vorgaben setzen den Fokus, ohne die Ideenentwicklung einzuengen.
Beim Student Ideation Booster geben wir einen groben thematischen Schwerpunkt vor – im ersten Durchlauf war das das Themenfeld Supply Chain Risk Management, das strategisch richtungsweisend ist, um Wertschöpfungsketten resilienter und nachhaltiger zu gestalten. Das Thema muss breit genug sein, um unterschiedliche Ideen zuzulassen und eng genug, um fokussiert Kundenbedürfnissen zu begegnen.
Für die Studierenden ist das ein sehr attraktives Format. Sie haben die Gelegenheit, sich mit relevanten Zukunftsthemen auseinanderzusetzen, können operative Erfahrungen sammeln und sich im realen Umfeld beweisen. Sie wirken aktiv an einer Business Transformation in der Industrie mit und entwickeln neue Digital Supply Chain Services für unsere Kund:innen. Im Prozess sind sie den internen Team-Mitgliedern gleichberechtigt. Ihre Rolle: Sie sollen kritisch den Status quo hinterfragen und auf dieser Basis aus neuen Ideen echte Innovationen entwickeln.
3. Gemischte Teams als Erfolgsfaktor bei der Ideation.
Für die Ideation haben wir mehrere Teams aus Studierenden und Kolleg:innen der verschiedenen Operating Units gebildet. Es gab einen strukturierten Ablauf und methodische Begleitung, grundsätzlich ist das Format aber offen. Das war auch für die Inhouse-Teammitglieder eine neue Erfahrung und hat allen viel Spaß gemacht.
Da die Studierenden wenig über unser Geschäft wissen, mussten wir zunächst einmal den Kontext herstellen. Was verstehen wir bei tk MX unter Supply Chain Risk Management? Was bewegt unsere Kund:innen in diesem Bereich? Warum ist das von so elementarer Bedeutung für die Zukunft der Industrie?
Die gemischten Teams entwickeln dann Ideen und Ansätze für Digitale Services, Produkte und Geschäftsmodelle.
4. Der Teamspirit ist entscheidend.
Um gemeinsam erfolgreich Innovationen entwickeln zu können, braucht es den richtigen Teamgeist. Denn bei der Ideation sollen eben nicht Einzelkämpfer*innen ihre Vorstellungen durchsetzen – ganz im Gegenteil. Teams tendieren dazu, sich in die eigenen Ideen zu verlieben. Für persönliche Präferenzen ist in der Innovation allerdings kein Platz – wir nennen das „Kill your Darlings“. Alles richtet sich am heutigen und zukünftigen Bedarf der Kund:innen aus. Das Team benötigt dafür einen geschützten Raum, der eine ergebnisoffene Innovation fördert. Wir haben vor diesem Hintergrund in das Teambuilding viel Zeit und Ressourcen investiert.
Das Format haben wir vollständig virtuell durchgeführt. Das hat uns ermöglicht deutschlandweit Studierende für den Student Ideation Booster zu rekrutieren und Expert:innen aus diversen Standorten flexibel einzubinden. In Zukunft möchten wir mit Präsenzanteilen den Spirit und das Vertrauen im Team weiter steigern; zum Beispiel durch ein großes Pitch Event zum Abschluss.
5. Nur die Kund:innen entscheiden, was wirklich funktioniert.
Um den Wert von Ideen für unsere Kund:innen schon in frühen Phasen bewerten zu können, haben die Teams Interviews mit Kundinnen und Kunden geführt, um abzuklopfen: Ist das wirklich relevant? Löst unsere Idee ein echtes Problem? Sind Kund:innen bereit, für eine solche Lösung Geld zu bezahlen? Die Zahlungsbereitschaft der Kund:innen ist ein guter Indikator dafür, ob eine Idee etwas wert ist und eben diese notwendige Relevanz hat. Für die Studierenden eine weitere spannende Erfahrung: sie lernen unsere Kund:innen und ihre Bedürfnisse kennen.
6. Wir schaffen ein konkurrenz- und hierarchiefreies Umfeld.
Ganz wichtig für den Prozess im Student Ideation Booster: Die Teams stehen nicht in direkter Konkurrenz zueinander. Die Teams haben zwar am gleichen Themenkomplex gearbeitet, sich darin aber auf unterschiedliche Suchfelder fokussiert. Auf diese Weise haben wir die Unterschiedlichkeit der Perspektiven noch weiter erhöhen können. Am Ende der Ideenentwicklung in den Teams gibt es einen Pitch: Hier wird geprüft, welche Ideen wir tatsächlich weiterentwickeln und welche tragfähig sind. Es gibt dabei keine „Verlierer*innen“. Bei Innovationsprozessen kommt es eben auch darauf an, Ideen rechtzeitig loszulassen. Das haben die Teams verstanden.
7. Unterstützung auf allen Ebenen.
Bei unserem ersten Durchgang des Student Ideation Booster hatten wir vier Teams mit Studierenden und jeweils ein bis zwei Fachleuten aus unseren operativen Geschäften. Ein Komitee, in dem auch der Vorstand der Materials Services vertreten war, hat nach dem Pitch entschieden, welche Ideen weiterentwickelt werden. Das signalisiert Anerkennung und zeigt vor allem, wie wichtig die Rolle der Innovation für die Transformation der thyssenkrupp Materials Services inzwischen ist. Für die Studierenden war die Präsentation ein echtes Highlight.
8. Die Student Ideation geht in den regulären Innovationsprozess über.
Die Ergebnisse unseres Student Ideation Booster sind beeindruckend: Zwei der vier Projektteams entwickeln ihre Ideen weiter und haben ein sechsstelliges Funding über unseren Investorpitch erhalten. Es ist bemerkenswert, dass die Student Ideation es aus dem geschützten Bereich heraus in die normale Innovationsentwicklung geschafft hat! Bei einer solchen Erfolgsquote planen wir selbstverständlich eine Neuauflage – diesmal mit dem thematischen Schwerpunkt Sustainability. Auch in diesem Feld braucht es zwingend Innovation, neue digitale Lösungen, die unsere Kund:innen bei der Dekarbonisierung ihrer Supply Chains unterstützen. Nach dem ersten Durchgang steht fest: der Student Ideation Booster kann auch hier frische Impulse liefern. Das Vorgehen verlangt viel Mut und Offenheit aller Beteiligten: aber es lohnt sich!